Eine ganz normale Familie
Das Interview führte Conni von DiversiFamilies und liebevoll autistisch.
Ich spreche heute mit Ju, die den wunderbaren Familien- und Inklusions-Blog wheelymum betreibt.
Wir haben uns kennengelernt bei einem Online-Seminar zum Thema selbstbestimmte Familienplanung für inter, trans und behinderte Menschen mit Tristan Marie Biallas, Natalie Dedreux und Anne Leichtfuß beim Familia*Futura Festival.
Ich war sehr, sehr froh, dass Du auch da warst, Ju. Ohne Dich wäre ich mir ziemlich verloren vorgekommen, als eine Person, die eine Behinderung hat und Elter ist.
Ich erlebe das immer wieder, wenn über ähnliche Themen gesprochen wird: Dann sind wohlmeinende Eltern von Kindern mit Behinderungen da, Sozialarbeiter*innen und teilweise Menschen mit Behinderung, die sehr gut Bescheid wissen um die Beschränkungen ihrer Selbstbestimmung und ihrer reproduktiven Rechte aber die tatsächlich noch nicht den Schritt zur Elternschaft gegangen sind oder sich nicht als Eltern positionieren. Deswegen war das für mich sehr wichtig, dass Du da warst und was Du gesagt hast und deswegen wäre meine erste Frage an Dich auch:
Wieviel Mut braucht es heutzutage noch um sich als Eltern mit Behinderung zu positionieren?
Ja, genau das war der Grund aus dem ich den Blog wheelymum gestartet habe. Weil ich dachte, ich kann doch nicht die einzige Mama im Rollstuhl sein. Mir hat der Austausch gefehlt und ich bin immer noch auf der Suche nach Gleichgesinnten und diesem Mut, sich zu zeigen.
Ich merke das, wenn ich Fragen per Email bekomme, die ich selbst nicht beantworten kann oder möchte, weil es sich zum Beispiel um eine andere Behinderung handelt oder ein anderes Umfeld. Dann schlage ich manchmal vor: „Sollen wir die Frage in die Community raushauen, auch gerne anonym?“. Dann kommt oft die Antwort: „Nee, lieber doch nicht.“
Diese Hemmschwelle ist leider immer noch da, die viele daran hindert offen zu sagen: „Ich bin Elter, ich habe eine Behinderung und wir stemmen das trotzdem.“ oder: „Wir brauchen bei diesem oder jenem Hilfe und Unterstützung, das hat aber nichts mit meiner Fähigkeit zu lieben und Elter zu sein zu tun.“