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„Egal was die anderen sagen: ich bin da!“ Interview mit wheelymum Teil 2

Von Kindern lernen: immer offen bleiben!

Krass. Gibt es auch pos­i­tive Erfahrun­gen? Wo Du dacht­est: oh, wie wird das jet­zt? Oder wo Du Angst hat­test, und dann ist es wie selb­stver­ständlich gelaufen oder sog­ar richtig gut?

Ja. Oft mit Kindern. Es gibt Sit­u­a­tio­nen, wo auch ich merke, dass ich Vorurteile hat­te oder alles auf meine Behin­derung pro­jiziert habe und wo Kinder durch ihre offene Art geholfen haben.

Zwei kleine Beispiele: Wir waren essen und am Nach­bar­tisch saß ein Junge mit seinen Eltern. Er guck­te immer wieder zu uns rüber und er sagte: „Das kenne ich. Das haben wir auch.“ Und die Mama sagte: „Ja, das ist ein Roll­stuhl. Das hat der Opa. Daher kennst Du das.“ Und der Junge sagte: „Das kenne ich! Das kenne ich! Ich will das aber jet­zt bei uns auch haben!“ Und die Mama sagte wieder: „Ja, der Opa hat das. Mag­ste mal guck­en?“ Und dann kommt er zu uns an den Tisch. Er hat den Roll­stuhl – das habe ich erst dann gemerkt – über­haupt nicht angeschaut, son­dern er kommt an unseren Tisch, nimmt die Stre­ich­holzschachtel, nimmt die mit an seinen Tisch und will dort die Kerze anzün­den, die bei uns gebran­nt hat und bei ihm nicht. Er hat die ganze Zeit nur von der Kerze gere­det und die Erwach­se­nen haben gedacht, er redet von dem Roll­stuhl.

Da habe ich mich sel­ber ertappt gefühlt, weil ich habe gedacht: na klar, wenn die Kinder mich sehen und reden, kann’s ja nur um den Roll­stuhl gehen. Nur weil ich eine Behin­derung habe, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht in diese Fall­en tappe.