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Reflexion und Provokation

#saytheirnames
Brief aus New York

Warum rassistische Polizeigewalt alle angeht, auch weiße Menschen in Deutschland

Hal­lo ihr Lieben,

die Stim­mung ist anges­pan­nt hier in New York, Men­schen sind wütend und haben Angst, über­all ist Polizei, seit gestern Abend gibt es Aus­gangssper­ren. Ich werde aus Selb­stschutz und um die Men­schen nah um mich herum zu schützen, nicht zu den Protesten gehen, werde aber https://theactionpac.com/ durch Recherche unter­stützen, habe die Peti­tion unter­schrieben und bitte euch, das Gle­iche zu tun (es dauert 2 Minuten):

https://www.justiceforbigfloyd.com/#petition

Und nicht vergessen: Das Prob­lem haben wir in Deutsch­land auch, wenn auch in einem anderen Aus­maß, https://kop-berlin.de/beitrag/death-in-custody-aufklarung-der-todesumstande-in-gewahrsamssituationen-jetzt, ger­ade weiße Men­schen müssen den Tat­sachen ins Auge sehen und Sol­i­dar­ität zeigen!

Was kann ich jetzt tun?

Hier find­et ihr die Chronik der aktivis­tis­chen Gruppe KOP in Berlin (Trig­ger War­nung für alle Men­schen mit Ras­sis­muser­fahrun­gen oder physis­chen Gewal­ter­fahrun­gen). Das ist ein Pro­jekt, in dem die Geschichte von Men­schen erzählt wird, die in Deutsch­land ras­sis­tis­che Polizeige­walt erlebt haben — und deren Geschichte son­st sel­ten gehört wird. Und wenn ihr als weiße Men­schen das lest und euch bei fol­gen­den Gedanken erwis­cht: „das kann nicht wahr sein“, „das stimmt nicht“, „da gibt es doch sicher­lich noch irgen­det­was, das ich nicht weiß“, „der/​die hat bes­timmt auch…“- stoppt euren Gedanken­gang für einen Moment und beobachtet, welche Gedanken­schleifen in eurem Gehirn Kreise ziehen. Woher kom­men sie, wann habe ich sie das erste Mal gedacht? Warum „kann es nicht wahr sein“? Weil mir als weiße Per­son so etwas niemals passieren würde? Weil es zu schlimm ist? Naja, wenn wir akzep­tieren, dass das die Welt ist — und zwar auch in unserem Land — dann müssen wir akzep­tieren, dass Priv­i­legien, Diskri­m­inierung und (Polizei-)Gewaltbetroffenheit direkt vor unser­er Haustür ras­sis­tisch verteilt sind. Und dann?

Ich kann allen weißen Men­schen nur rat­en: Seid mutig und set­zt euch auseinan­der, seid sol­i­darische Freund*innen, die mit Men­schen ste­hen, die von Ras­sis­mus betrof­fen sind. Das näch­ste Mal, wenn ihr eine ras­sis­tis­che Polizeikon­trolle seht (die ger­ade in Berlin All­t­ag sind), erken­nt sie als solche! Seid sol­i­darische Zeug*innen, schreibt ein Gedächt­nis­pro­tokoll, schützt die betrof­fene Per­son, lest euch diese Seite durch: https://kop-berlin.de/was-darf-die-polizei-was-darf-sie-nicht

Ich habe so oft von Schwarzen Freund*innen/Freund*innen of Col­or gehört: Wenn ich kon­trol­liert werde, auf dem Bahn­steig, ist das Schlimm­ste, das alle mich anguck­en wie eine*n Kriminelle*n. Seid nicht diese Sorte Leute. Glotzt nicht aus Neugi­er, unter­stützt! Wenn ihr nicht unter­stützen kön­nt, holt oder ruft Hil­fe, schreibt euch die Dien­st­num­mern der Polizist*innen auf, merkt euch die Uhrzeit und den Ort. Und ganz wichtig: This is not about you! Es geht nicht um Euch! Eure (weiße) Betrof­fen­heit im Moment der Erken­nt­nis, dass wir in einem ras­sis­tis­chen Sys­tem leben ist nicht der Dreh- und Angelpunkt dieser Diskus­sion. Men­schen of Col­or leben hier­mit jeden Tag! Und ja, ich meine ein ras­sis­tis­ches Sys­tem — nicht einzelne, bedauern­swerte radikalisierte Per­so­n­en, die lei­der irgend­wie Nazis sind und mit denen ich nichts zu tun haben will. Son­dern eine ras­sis­tis­che Struk­tur, die sich durch unsere Gesellschaft zieht und Posi­tio­nen zuweist und von der wir alle ein Teil sind.

Das ist der Moment, in dem wir nicht denken soll­ten „Men­sch, die USA sind so ein schlimm ras­sis­tis­ches Land“, son­dern „Oh Scheiße, was ist eigentlich mit Deutsch­land?“ Haben wir hier möglicher­weise ein ziem­lich per­sis­tentes Ras­sis­mus­prob­lem in Jus­tiz und Polizei, auf das ver­schieden­ste Per­so­n­en und Grup­pen seit Jahren, Jahrzehn­ten hin­weisen? Eine Real­ität, die Men­schen of Col­or täglich leben und die weiße Men­schen umfänglich ignori­eren (kön­nen), weil es sie nicht bet­rifft!

Falls es euch inter­essiert, sind hier zwei Blog-Beiträge zum The­ma Polizeige­walt und der Möglichkeit, eine unab­hängige Beschw­erdestelle einzuricht­en.

http://grundundmenschenrechtsblog.de/say-their-names-vergessene-tote-und-der-internationale-tag-gegen-polizeigewalt/

http://grundundmenschenrechtsblog.de/wer-kontrolliert-die-polizei/

Wenn ihr euch mit Organ­i­sa­tio­nen beschäfti­gen wollt, die zum The­ma Ras­sis­mus in Polizei und Jus­tiz in Deutsch­land arbeit­en, hier einige davon (nicht abschließend):

Wenn ihr zum The­ma ras­sis­tis­che Polizeige­walt in Deutsch­land lesen wollt, holt euch dieses Buch, wenn ihr dazu einen Film sehen wollt, schaut euch ID With­out Col­ors an.

Wenn ihr zum The­ma Ras­sis­mus in Deutsch­land all­ge­mein­er lesen wollt, startet hier.

Falls nach diesen Doku­menten noch irgend­je­mand denkt, dass weiße Men­schen und BiPoC die gle­iche Leben­sre­al­ität leben, bzw. Ras­sis­mus umkehrbar ist, hier ein Video.

PEACE&LOVE,

unsere Kor­re­spon­dentin in New York

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